Das Lerndorf mona ist mehr als nur Schule

Das kennen Eltern nur zu gut: vor Wut tobende Kinder, die in die Schule wollen. Jetzt fragt ihr euch sicher: „fehlt da nicht ein Wort?“ Nein! Wir können euch versichern, das tut es nicht. „Die Elternschaft des Lerndorf mona erlebt solche Dramen vor allem in den Ferien, bei Quarantäne oder am Wochenende immer wieder”, so Gründerin und Geschäftsleitung der Schule Kay Nadine Knöll.

Die derzeit siebenundzwanzig 6-12-jährigen Kinder und Jugendlichen, die die freie Grund- und Gemeinschaftsschule seit seiner Eröffnung im August 2021 in Groß Schenkenberg südlich von Lübeck besuchen, gehen jeden Tag ziemlich gerne in die Schule. Warum ist das so? „Das Miteinander und das Lernen beruhen auf Bindung”, erklärt Schulleitung Nadin Flörke.

Hinter jedem Verhalten steht ein guter Grund

In der Schule wird jedem kleinen und großen Menschen ein Vertrauensvorschuss entgegengebracht, der auf der Haltung beruht, dass hinter allem Verhalten ein guter Grund, nämlich die Erfüllung eines Bedürfnisses steht. Und dass jeder Mensch das grundsätzliche Bedürfnis hat, sozial zu sein und danach strebt, einer Gruppe anzugehören. Dieses Vertrauen ist die Basis für die Entstehung von Bindungen, die grundlegenden Halt bieten, um freies Lernen zu ermöglichen.

Mit diesem sicheren Band in petto entdecken und erforschen die SchülerInnen in den modernen und naturnahen Lernumgebungen vor allem eins: nämlich ihre eigenen Interessen. Sie entscheiden frei, mit was, wann, wo und wie lange sie sich beschäftigen, immer mit Blick auf die eigenen Bedürfnisse und die der anderen Mitglieder der Schulgemeinschaft. Mit dieser Freiheit werden sie aber nicht allein gelassen. Denn Freiheit bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen für sich selbst und das Umfeld. In diese Verantwortung wachsen die SchülerInnen hinein, indem sie sich immer der Begleitung der LernbegleiterInnen sicher sein können. mona geht den Weg der Begleitung, der Bindung und der Gemeinschaft, in der das Individuum sicher wachsen kann. Und das macht den Unterschied.

„Die Stärkung des Selbst des Einzelnen und der Gruppe durch eine willkommende und wertschätzende Umgebung ist die Grundlage für die Reifung von Beziehungskompetenzen, wie sie junge Menschen mehr denn je in dieser herausfordernden Welt benötigen. Wie achte ich auf mich selbst? Wie agiere ich in heterogenen Gruppen? Wie lote ich meine eigenen Bedürfnisse gegenüber denen der anderen aus? Ganz entscheidend hierbei ist, wie Partizipation stattfindet. Die demokratischen Strukturen müssen vorhanden und erreichbar sein, damit wirkliche Teilhabe stattfinden kann”, erklärt stellvertretender Vorstand des Schulträgers und Geschäftsleitung Christina Heyder.

Good enough for now, safe enough to try

Das Lerndorf mona orientiert sich hierbei an den Prinzipien und den Strukturen der Soziokratie. Entscheidungen werden gemeinsam mit dem Motto: „good enough for now, safe enough to try” gefällt. Nach einem Schuljahr sind die SchülerInnen schon ganz schön fit darin, ihre Bedürfnisse zu formulieren und dafür einzustehen und einander zuzuhören und empathisch miteinander umzugehen, um gemeinsam Lösungen zu finden.

In der vorbereiteten Lernumgebung lernen die SchülerInnen jahrgangsübergreifend und projektorientiert, sowohl analog, digital als auch hybrid. Es entstehen spannende Projekte eigenmotiviert oder aus Angeboten der Lehrkräfte. Der Funke springt über und los geht das Erforschen, Erkunden und Erlernen von zahlreichen fächerübergreifenden Kompetenzen. Auf dem Gemüseacker wird berechnet, wieviel Saatgut benötigt wird, um eine Fläche ausreichend dicht mit Kleegras zu bepflanzen. Oder es wird kalkuliert, was der Stückpreis für den geernteten Salat betragen soll, damit die Kinder und Jugendlichen in Material für ihr anstehendes Graffiti-Projekt investieren können. Praxisnah und ganzheitlich werden die Lernszenarien von den LernbegleiterInnen unterstützt, bei Bedarf auch von Experten aus Wirtschaft und Handwerk. Galabauer Bleyder pflanzte die Apfelbäume und Sträucher mit den SchülerInnen vor dem Schulgebäude und konnte viel Input zu Landschaftsbau und Apfelkunde geben. Daraus entstand so viel Interesse bei einem Schüler, dass er einen Praxistag mit der Firma machen wollte. Und danach wurde beschlossen, die Dienstleistung für die Gartenarbeit an der Schule zu übernehmen. Die erwirtschafteten Gelder fließen direkt in die SchülerInnenkasse für tolle neue Projekte. So werden die SchülerInnen schon ab der Einschulung ganz natürlich an die Berufs- und Wirtschaftswelt herangeführt.

Lernen auf allen Ebenen

Im Lerndorf mona findet Lernen also auf allen Ebenen, an allen Orten, bewegt und still, laut und leise und sowieso immer statt. Der klassische Begriff des „Lernens” reicht für das, was in der Schule gelebt wird, lange nicht aus und führt immer wieder zu Diskussionen. Was ist Lernen eigentlich? Wann lernt der Mensch? Ist Spielen auch Lernen? Lernt man auch bei Videospielen etwas? Müssen Dinge notiert werden, damit sie gelernt werden? Ist der Erwachsene immer der Lehrende? Und die kleinen Menschen immer die Lernenden? All diese Fragen stellt sich das Lerndorf mona tagtäglich und setzt sich kritisch damit auseinander. Und die besten Kritiker sind dabei die Kleinsten der Schulgemeinschaft, die ganz selbstverständlich ihrem inneren Bauplan folgen und dann Fragen stellen, auf die manch Erwachsener so schnell keine Antwort weiß.

Wie gut, dass man dann auch als Erwachsener wieder ins Forschen kommt, wenn man sich darauf einlässt, selbst wieder Lernende/r zu sein. Dann wird das Internet befragt und interessante digitale Lernszenarien können daraus entstehen. Im Lerndorf mona wird auf die Erlangung von Medienkompetenz aller Schulmitglieder großen Wert gelegt. Alle SchülerInnen sind mit einem Convertible-Tablet von ACER ausgestattet und können dieses für die Nutzung durch Kinder und Jugendliche vorbereitete Gerät jederzeit nach Absprache für ihre Lernzwecke einsetzen. Der Schulträger und die Elternschaft sowie das Team organisieren sich digital über ein zentrales Kommunikationstool. So konnte trotz Pandemie-Zeit, sowie Quarantäne und Co. der Betrieb des Lerndorfs immer aufrecht erhalten werden. Ein ganzes IT-Team von engagierten Eltern kümmert sich um die umfangreiche Hard- und Software. Wöchentliche Meetings, Bearbeitung von technischen Anfragen der Schülerschaft und Lehrkräfte, sowie die Umsetzung der aufwendigen Daten- und Jugendschutzrichtlinien gehören zu den Aufgaben. Es ist immer etwas zu tun.

Geplant ist ein Dorf im Dorf

Bis zur endgültigen Genehmigung als Ersatzschule ruht sich das Lerndorf mona nicht auf dem bisher Erreichten aus. Viel Arbeit ging in die Suche nach einem geeigneten Grundstücks zur Schulerweiterung und Realisierung der Vision eines Dorfes im Dorf der Gründerinnen Heyder und Knöll. Ende Juni wurde ein Grundstück in Groß Schenkenberg erworben. Jetzt geht es in die heiße Phase mit der engagierten Gemeinde und dem Planungsbüro Stolzenberg, um den Traum der Schulgemeinschaft wahr werden zu lassen. Auf dem Grundstück soll ein Dorf im Dorf entstehen. Ein zentrales Gebäude dient als Marktplatz für Treffen und Versammlungen und kollaboratives Arbeiten und Lernen. Um das kreisförmige Gebäude herum stehen Bauwägen, Hütten und Jurten, die als MINT-Fachbereiche, Ateliers, Werkstätten und Studios dienen sollen.

Und nur so funktioniert das Lerndorf mona. Dadurch dass jede/r Einzelne seinen Beitrag leistet, seine Expertise, seine Leidenschaft und seine Talente einbringt – vor allem ehrenamtlich. Der Leitspruch des letzten Treffens der Schulgemeinschaft lautete: Wir sind das Lerndorf. Und so ist es. Das Lerndorf mona ist wie Familie, ist Zugehörigkeit, ist Heimat. Meike Brumm aus der Elternschaft bringt es auf den Punkt: „Wir konsumieren Bildung nicht, wir gestalten sie”.

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