(Keine) Angst vor der Geburt

Achtsam mit Herausforderungen umgehen und aktiv werden

Natürlich freut sich eine Schwangere auf die Geburt. Aber häufig richtet sich diese Freude darauf, das Baby im Arm zu halten, als auf den Prozess der Geburt an sich. Die Erwartung an die Geburt ist oft mit vielen Unsicherheiten und Ängsten verbunden: Wie wird die Geburt ablaufen? Bekomme ich womöglich mitten im Supermarkt einen Blasensprung? Werde ich rechtzeitig im Krankenhaus ankommen? Habe ich alle wichtigen Sachen in der Kliniktasche? Wird das Krankenhausteam Verständnis dafür haben, dass ich Schmerzen nicht gut aushalten kann? Soll ich gleich um eine PDA bitten? Wie schlimm werden die Schmerzen sein? Oder doch ein Kaiserschnitt? Kann ich das dem Baby antun? Werde ich einen Dammschnitt bekommen? Wie wird er sich anfühlen? Wann sage ich am besten, dass ich Vorbehalte gegen das Stillen habe? Wie entlastend wäre es, wenn wir diesen Ängsten gelassen und aktiv begegnen könnten…

Aber die Angst belauert uns, wie ein hungriger Tiger sein Opfer: Mal versteckt im Hintergrund (aber wir wissen, sie ist da), mal schleicht sie sich langsam an (und wir behalten sie angespannt im Auge), mal überfällt sie uns unvermittelt (und wir fliehen kopflos) mal wendet sich der Tiger wieder ab (und wir sind für den Moment erleichtert).

Es gibt viele verschiedene Arten, mit der Angst vor der Geburt umzugehen: Sämtliche Infos beschaffen und so viel wie möglich planen. Frühzeitig eine Hebamme suchen, zu der Vertrauen aufgebaut werden kann. Nachdenken, wo der Geburtsort sein soll. Notfallpläne aufstellen. Schmerzmittel oder Wunschkaiserschnitt erwägen. Die Verantwortung auf den Partner oder das Kreißsaal-Team übertragen. Panisch den Kopf in den Sand stecken und das Beste hoffen…

Gleichzeitig schwierig und schön ist jedoch, dass der Ablauf der Geburt nicht vorhersehbar ist. Genauso wie viele andere Phasen des Lebens oder wie auch das Leben mit dem Baby. Es wäre also sehr sinnvoll, Strategien zu erlernen, um im Alltag und während der Geburt besser mit stressigen Situationen umgehen zu können, statt sich alle möglichen (und größtenteils unwahrscheinlichen) Szenarien auszumalen. Schwangere, die in diesem Sinne eine Möglichkeit suchen, sich auf die Geburt vorzubereiten, können beispielsweise das Konzept der Achtsamkeit nutzen.

Achtsamkeit hat viele Aspekte. Sie ist das bewusste Wahrnehmen des Moments. Ohne Gedanken an die Zukunft (Wie viele Stunden brauche ich wohl noch?), oder an die Vergangenheit (Warum war ich so vergesslich und habe keine warmen Socken mit?) und ohne Bewertung (Was soll die Hebamme denken, wenn ich hier rumschreie?). Sie ist auch das aktive Gestalten des Moments (Ich möchte jetzt ein Schmerzmittel! Ich brauche für diese Entscheidung noch einen Moment Zeit und mehr Informationen.). Achtsamkeit hilft Frauen und Paaren, zu wissen, wie sie unabhängig von äußeren Umständen aktiv die Geburt ihres Kind gestalten können.

Es gibt Kurse, um gemeinsam mit dem Partner bzw. der Partnerin zu lernen, auf welche Art und in welchen Situationen Achtsamkeit in der Schwangerschaft, während der Geburt und später im Wochenbett oder mit dem Kind angewandt werden kann. In einem Geburtsvorbereitungskurs mit Achtsamkeit werden verschiedene Techniken wie Körperwahrnehmung, bewusstes Atmen, Gebärpositionen, aber auch der Ablauf einer normalen Geburt, die Bedeutung der Wehenpausen, der Umgang mit der Kliniksituation und die Bewältigung von Schmerzen und Stress besprochen. So wird ein neuer Umgang mit Ängsten möglich.

Autorin:
Beatrix Burkardt (Hebamme), www.schweriner-hebamme.de

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