Tiergestützte Therapie
Vielleicht haben Sie den Begriff „tiergestützte Therapie“ schon einmal gehört oder gelesen, können sich aber nichts Genaues darunter vorstellen. Deshalb hier einige Fakten zum besseren Verständnis rund um die Therapie mit einem Tier.
Bei der tiergestützten Therapie umfasst die Behandlung alle Maßnahmen, mit denen durch den gezielten Einsatz eines Tieres positive Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten von Menschen erreicht werden können. Besonders Kinder und Jugendliche mit Sprach- und Sprechstörungen, körperlichen und/oder geistigen Behinderungen, Verhaltensauffälligkeiten und Depressionen profitieren von der tiergestützten Therapie. Es gibt Angebote mit Delfinen, Hunden, Katzen, Pferden und Lamas.
Die hundgestützte Therapie wird am häufigsten angewandt
Die bekannteste und verbreiteste Methode ist die hundgestützte Therapie, daher wird im Folgenden hiervon berichtet. Für die Therapeutin ist der Hund kein Therapiemittel, sondern ein Teampartner, der die Behandlung von Patienten, insbesondere Kindern positiv unterstützt. In der Praxis für Logopädie & tiergestützte Therapie Miriam Longwitz wird der Hund als „Therapiebegleithund“ eingesetzt. Der Hund wird von der Therapeutin angeleitet, entweder aktiv in der Therapie zu agieren oder nur mit seiner beruhigenden Art anwesend zu sein, z.B. liegend neben einem Patienten die Stunde zu verbringen. Die Zielsetzung ist je nach Beruf und Einsatzgebiet unterschiedlich, sie kann sprachlich, körperlich oder emotional sein. Um z.B. ein Kind dazu zu bringen, sprachlich aktiv zu werden, wird es aufgefordert, ein Kommando zu benutzen, das darauf abzielt, dass der Hund ein Spielzeug wiederbringt. Anstatt das Kind dazu zu bringen, zu sprechen, sagt die Therapeutin dem Kind z.B.: „Sag Melli, dass sie das Leckerli suchen soll.“ Oder sie fordert es auf: „Wirf das Spielzeug und sage dem Hund, dass er es dir bringen soll“ und die Reaktion des Kindes ändert sich von „Das will ich nicht tun“ in „Ja, das kann ich!“. Der Hund macht es dem Kind zu Liebe. Er sagt nicht „Das ist richtig – das ist falsch.“ Er ist einfach nur Hund und freut sich über Leckerlis.
Oft spricht die Therapeutin auch das Mitgefühl des Therapiekindes an, in dem sie in einer Übung das Kind dazu ermutigt, für den Hund Leckerlis zu sammeln. Eine eigentlich logopädische Übung wird dann zum Spiel und durch diese gewonnene Motivation können schnellere Lernerfolge erzielt werden. Ein weiterer Aspekt, der Hund kann die Praxisroutine lebendiger machen: Wenn er das Kind begrüßt, mit dem Schwanz wedelt, sich auf den Rücken schmeißt, um Streicheleinheiten einzufordern – schon ist der Raum mit Lachen erfüllt. Es ist dann keine ernste Übung für das Kind, sondern ein glückliches Erlebnis.
Patient – Tier – Therapeut
Basis der tiergestützten Arbeit sind die Vorteile, des Beziehungsdreiecks Patient – Tier – Therapeut für eine effizientere Therapie zu nutzen. Wesentliche Funktionen eines Therapiebegleithundes:
- Brücke zwischen Patient und Therapeut
- Hilfe zum Aufbau von Selbstwertgefühl
- Rollenspielteilnehmer
- Entspannungshilfe
- Sprechmotivator
In folgenden Berufen werden Therapiebegleithunde vorrangig eingesetzt:
- Ergotherapie
- Logopädie
- Physiotherapie
- Psychotherapie
- Pädagogik (Kitas/ Schulen)
Angenommen Sie möchten eine tierische Unterstützung in Anspruch nehmen, dann sollten Sie folgendes beachten: In Deutschland gibt es derzeit keine rechtlichen Grundlagen im Umgang mit der tiergestützten Arbeit. Lediglich in einigen Bundesländern besteht die Vorgabe, dass der Hund beim Gesundheitsamt angemeldet sein, sowie ein Hygieneplan vorliegen muss. Eine Ausbildung ist nicht vorgeschrieben. Dabei ist dies die Grundlage, um eine gesicherte tiergestützte Behandlung anbieten zu können. Schauen Sie somit bei tiergestützten Angeboten nach einer Zertifizierung des Mensch-Hundeteams.
Um einen Hund in einer Einrichtung zu integrieren, ist viel Engagement, Zeit, Training und vor allem aber auch theoretisches Grundwissen nötig.
Autorin: Miriam Longwitz, Logopädin
Sie hat mit ihrer Hündin Melli bereits im Welpenalter eine 1-jährige Ausbildung absolviert. Diese wird alle 2 Jahre überprüft und wurde stets mit Bravour gemeistert. Dabei ist das Training mit dem Hund das A und O ! Nur wenn die Therapeutin die Körpersignale des Hundes richtig deutet und einschätzt, kann sie für Sicherheit sorgen und ihrem Hund vertrauen. Dies macht das Therapiebegleithundeteam aus.