Dürfen unsere Kinder noch Kinder sein?
Der Wandel unserer Gesellschaft, die sich verändernden Strukturen und die immer schwieriger werdenden Bedingungen, unter denen heute Kindererziehung stattfindet, sind nicht mehr zu übersehen. In einer Zeit der massiven Reizüberflutung durch Medien und Digitalisierung, in einer Zeit, die scheinbar immer schneller taktet, wird es unmöglich, das Miteinander von gestern auch morgen noch so zu leben. Wir fühlen uns überfordert, Eltern wie Kinder. Vordergründig gesehen, könnte man Schuldige suchen, Kindergärten, Schulen, Bildungseinrichtungen, ja selbst Universitäten an den Pranger stellen und anklagen, warum sie sich mit dem Wandel der Zeit nicht auch weiterentwickelt haben. Genauer hingeschaut, erkennt man, dass wir neue Strukturen und neue Denkansätze schaffen müssen, um dem Wandel gerecht zu werden. Alles herum verändert sich, auch wir selbst.
Jemanden verantwortlich dafür zu machen oder zu erwarten, dass andere sich ändern, ist vertane Liebesmühe. Stattdessen stellt sich die Frage: Was können, ja was müssen wir tun, um unseren Kindern einen Rahmen zu geben, seelisch, mental und körperlich gesund und innerlich in Balance aufzuwachsen? Es sind wunderbare Wesen. Pur, authentisch, neugierig, unverdorben, unverwechselbar, nicht immer und nicht überall in unserer Gesellschaft gern gesehen. Manch einer empfindet sie als unangenehm laut, fordernd, anmaßend, egoistisch. Versucht man sie mit Druck zu bändigen, wird´s schwierig. Bei Druck rebellieren sie. Das macht Eltern unsicher, Betreuer und Lehrer hilflos. Ob Einrichtungen wie Montessori oder Waldorf die Lösung sind, bleibt zu diskutieren. Eine Lösung für alle muss langfristig angelegt sein. Lasst uns anfangen, darüber nachzudenken.
Der Grat, den Eltern heute gehen, um allem gerecht zu werden, ist schmal. Übertriebene Sorge sind eine natürliche Reaktion, sein Kind zu schützen. Overprotection erreicht meist das Gegenteil von dem, was Eltern möchten. Eltern müssen innerlich gefestigt sein. Sind sie es nicht, übernehmen die Kinder die Führung. Das ist ein schmerzhafter Prozess, der zu einem Drama in der Familie führen kann. Es gilt, notwendige Strukturen und Rahmen zu schaffen, in denen es Kindern möglich ist, selbstverantwortlich aufzuwachsen. Einfacher gesagt, als getan.
Gesellschaftlich gesehen, zeigt sich der Wandel im Verhalten unserer Kinder. Unser System steht hilflos daneben, kann viel zu wenig davon abfangen.
Kinder stellen schon in der Grundschule ungefragt und unaufgefordert das System auf den Kopf, lernen immer weniger Grenzen anzuerkennen und Regeln zu befolgen und boykottieren genau die Strukturen, in denen sie sich bewegen. Sie reagieren auf disziplinarische Maßnahmen mit einem Schulterzucken, tun, was sie wollen, und nicht selten hebeln sie die Autorität ihrer Lehrer aus. Die Überforderung der Lehrkörper äußert sich in Burnout und Überdruss. Damit wird dem Bildungssystem das Fundament genommen, auf dem es steht. Es ist sowieso schon angeschlagen.
Wenn Kinder „Führung“ übernehmen und Erwachsene kapitulieren, wenngleich auch völlig unterbewusst, müssen wir hellwach werden. Der Ruf nach einer zeitgerechten Erziehung, die Kinder in ihrer Individualität lässt und sie darin fördert, wird lauter. Doch wie geht das? Junge Eltern, denen es oft selbst an Orientierung in ihrem eigenen Leben fehlt, brauchen neue Ansätze und Unterstützung. Diesem Anliegen wird zu wenig Rechnung getragen.
Lösungsansätze auf den unterschiedlichen Ebenen kann man nicht aus der Tasche zaubern, aber man kann sie suchen. Katharina Winkler hat zwar keine eigenen Kinder, arbeitet aber seit 21 Jahren in ihrer Sprachschule für Kinder und Jugendliche, sphairos, München, nur mit Kindern und beobachtet sensibel die Veränderungen. Sie hat in den vergangenen Monaten mit unterschiedlichen Menschen gesprochen, Interviews geführt, viele Fragen und Ansätze erörtert und aufgefordert, sich mit neuen Wegen zu beschäftigen. Die Interviews werden im Rahmen einer Online-Konferenz vom 5. bis 15. Februar 2019 unter dem Titel „Beloved Children Conference“ kostenlos ausgestrahlt.
In den Interviews kommen zeitrelevante Themen zur Sprache wie etwa Geburtsbegleitung, Hochsensibilität, Potenzialentfaltung, freie Schule und Freilerner-Familien, die Rolle des Mannes als Vorbild für Kinder in der heutigen Zeit, Ernährung, Regressions-Therapie. Alles kommt auf den Tisch, auch politische, gesellschaftliche, ja sogar spirituelle, astrologische und emotionale Ansätze. Dabei weiß jeder, es gibt keine schnelle, spontane Lösung. Es soll in dieser Konferenz nicht angeklagt, sondern Bewusstsein geschaffen werden, damit Missstände und Meinung der Betroffenen mehr Aufmerksamkeit bekommen. Katharina Winkler könnte tausend Beispiele anführen, doch an den Pranger zu stellen, ist für sie keine Alternative. Sie und ihre Interviewten suchen nach Lösungsansätzen und stellen verschiedene Wege vor.
Den kostenfreie Zugang zur „Beloved Children Conference“ gibt es unter www.belovedchildrenconference.de und man bekommt zwischen dem 5. bis 15. Februar 2019 jeden Tag den Link zu jeweils drei Interviews zugeschickt.
Autorin:
Katharina Winkler, Jahrgang 1964, hat nach ihrem Studium der Kunstgeschichte und Romanistik im Januar 1998 ihre Sprachschule für Kinder und Jugendliche, sphairos, in München gegründet. Kinder sind ihre Leidenschaft – ihnen einen Weg ins Leben zu ebnen, auf dem sie von Beginn an ihre eigenen Fähigkeiten und Potenziale leben können, ist ihr innerer Antrieb.