Auszeit für das Handy und Spielzeit für das Kind
Neue Smartphone-Kampagne der Frühen Hilfen
Nach anderen Bundesländern entwickelte jetzt auch Schleswig-Holstein eine Smartphone Kampagne mit dem Ziel, Eltern kleiner Kinder im Umgang mit den neuen Medien zu sensibilisieren.
Hebammen berichten, dass Mütter immer wieder vom Smartphone abgelenkt werden, obwohl ihr Neugeborenes ihre ganze Aufmerksamkeit bräuchte, Tagesmütter beobachten, wie Eltern in der Abholsituation kaum in der Lage sind, ihrem Kind die nötige Zuwendung zu geben, in Beratungssituationen der Schwangerenberatungsstellen piept das Handy und lenkt ab. Mittlerweile alltägliche Situationen, an die sich alle gewöhnt haben. Das Smartphone gehört zu unserem Leben, erleichtert vieles, die Ablenkung wird kaum mehr bemerkt.
Kinderärzte und andere Experten aus der Jugendhilfe, den Beratungsstellen oder Kindertageseinrichtungen schlagen mittlerweile Alarm. Immer mehr Kleinkinder fallen in den Regeluntersuchungen durch Sprachprobleme, motorische Schwierigkeiten oder Übergewicht auf. Auch die Zahl der vermeidbaren Unfälle würde erheblich zunehmen, wie auf der Auftaktveranstaltung zur Schleswig-holsteinweiten Smartphone Kampagne Mitte März berichtet wurde.
Die Landeskoordinierungsstelle Frühe Hilfen in Schleswig-Holstein hat zu dieser landesweiten Kampagne aufgerufen und zu diesem Zweck Plakate entwickelt. Auf den Plakaten werden bewusst die Perspektiven des Kindes und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt gerückt und sollen zur Diskussion anregen. Zusätzlich werden die Familien und Fachkräfte in den einzelnen Kommunen und Städten im Rahmen unterschiedlicher Fachveranstaltungen über die schädigenden Auswirkungen des mobilen Medienkonsums aufgeklärt. Einer möglichen Häufung von Störungen der Eltern-Kind-Bindung durch fehlende Aufmerksamkeit und Zuwendung möchte man bereits frühzeitig entgegenwirken.
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung Mitte März in Kiel machten Experten deutlich, dass in den ersten Lebensjahren konkrete sinnliche Erfahrungen für Kleinkinder unentbehrlich sind. Eltern, die ihre Aufmerksamkeit mehr den digitalen Medien widmen als den kindlichen Signalen, irritieren ihre Kinder erheblich. Gerade die ganz Kleinen passen sich schnell dem Verhalten der Eltern an, sie reagieren auf verlangsamte oder fehlende Reaktionen ihrer Eltern schnell mit Frust, der sich in übermäßigem Schreien ausdrücken kann, um eine Reaktion massiv einzufordern. Oder das Kind geht ganz aus dem Kontakt, da es schon gelernt hat, dass seine Bedürfnisse nicht beantwortet werden. Beide Reaktionen haben fatale Folgen für die weitere Entwicklung des Kindes. Sie entwickeln die Symptome, die die Fachleute alarmieren. Die Kinderärzte haben sich daher entschlossen, ebenfalls regelgerecht im Rahmen ihren Untersuchungen auf das Thema hinzuweisen.
Auch das Netzwerk Frühen Hilfen Lübecks hat sich dieser Kampagne angeschlossen. Die Plakate werden an verschiedensten Orten hängen, themenspezifische Veranstaltungen für Fachleute und Elternabende sollen die Sensibilität für das Thema erhöhen und Ideen vermitteln, wie ein bewusster Umgang mit mobilen Medien gelingen kann.
Es geht nicht darum, den Umgang mit Smartphone und Co zu verbieten, bewusst eingesetzt sind sie sinnvolle Begleiter in unserem Alltag. Säuglinge und Kleinkinder brauchen uns aber mit unserer ganzen Aufmerksamkeit und Zuwendung. Die echte, analoge Ansprache kann in keiner App simuliert werden. Zum Glück schlafen Kinder in frühem Alter oft noch viel. Dann haben die Eltern Zeit für sich und ihren Austausch über das Smartphone.
Informationen über die Veranstaltungen rund um die Smartphone Kampagne, sowie die weiteren Angebote zur Unterstützung von Schwangeren und Familien mit Kindern bis 3 Jahren des Frühen Hilfen Netzwerks Lübeck erhalten Sie über www.kinderschutz-zentrum-luebeck.de. Haben Sie Interesse, Plakate in Ihren Einrichtungen aufzuhängen, melden Sie sich gerne ebenfalls über die Homepage.