Oh je, mein Kind hat Fieber

Fieber ist einer der häufigsten Gründe, weswegen Eltern mit ihrem Kind den Kinderarzt aufsuchen. Nur wenige Symp­tome rufen so unterschiedliche Reaktionen bei Eltern hervor.

Während manche Eltern besorgt sind, dass etwas Bedrohliches dahinter stecken könnte, sind andere froh darüber, dass die natürliche Abwehr ihren Dienst tut und warten erst einmal ab. Beide Reaktionen sind verständlich: Sie sind doch unter anderem abhängig von eigenen Erfahrungen und dem Erfahrungsgrad als Eltern. 

Wie und warum entsteht Fieber?

Die Steuerungszentrale für die Regulation unserer Körpertemperatur befindet sich im Zentrum unseres Gehirns. Unsere normale Körpertemperatur von circa. 37,0 Grad ist das Ergebnis eines komplizierten Zusammenspiels von Wärmeproduktion und Wärmeabgabe entsprechend der eingestellten Solltemperatur. Bestimmte Botenstoffe verstellen bei einer Infektion diesen Sollwert nach oben. Die gesunde Temperatur von 37 Grad wird dann als zu kalt empfunden, wir frieren, haben eventuell sogar Schüttelfrost und der Körper erzeugt Fieber. Die höhere Temperatur unterstützt das körpereigene Immunsystem bei der Abwehr von Krankheitserregern. Es kann somit zur Heilung beitragen und ist in aller Regel nützlich. Bei kleinen Säuglingen kann dieser Mechanismus aber versagen, so dass sie schwer krank sein können ohne Fieber zu haben. 

Fiebermessen – aber richtig!

Sie merken, dass sich Ihr Kind nicht wohl fühlt, es ist vielleicht müde und quengelig, friert, obwohl es nicht kalt ist. Die Wangen und die Stirn fühlen sich warm oder heiß an, manchmal sind es auch ungewöhnlich warme Hände, die auffallen. Bitte messen Sie Fieber! Ein Kind kann bei 38,6°C genauso „glühen“ wie bei 40,1°C. Für Ihren Kinderarzt macht es bei der Beurteilung jedoch einen großen Unterschied, wie hoch das Fieber tatsächlich war. Es gibt mehrere Möglichkeiten, bei Kindern Fieber zu messen. 

1. Fiebermessung im Po

Diese Messung ist bei Säuglingen und Kleinkindern die verlässlichste Art, die Körpertemperatur zu bestimmen. Verwenden Sie hierzu bitte ausschließlich ein modernes Digitalthermometer mit flexibler Spitze. Die Spitze sollte angefeuchtet oder leicht eingefettet werden und circa 0,5-1cm weit in den After eingeführt werden. Hierzu kann das Kind auf dem Rücken oder der Seite liegen und die Beine anwinkeln. Halten Sie das Thermometer locker in der Hand bis das Signal ertönt.

2. Fiebermessung im Ohr

Die Temperaturbestimmung mit einem digitalen Ohrthermometer ist nach dem ersten Lebensjahr mittlerweile die am weitesten verbreitete Methode der Fiebermessung. Sie erfolgt innerhalb weniger Sekunden über eine Infrarot-Messung in der Nähe des Trommelfells. Hierzu muss die Ohrmuschel leicht nach hinten und oben gezogen werden. Zu kleine Gehörgänge oder viel Ohrschmalz können die Messung verfälschen. 

3. Stirnthermometer

Seit einiger Zeit gibt es Stirnthermometer, die ebenfalls kontaktlos über Messung der vom Körper abgegebenen Infrarotstrahlung die Temperatur auf der Stirn messen. Über die Genauigkeit bei Kindern bestehen jedoch noch keine ausreichenden Erfahrungen. Die Messung ist weniger genau als die rektale Messung, die gemessene Temperatur liegt um 0,5-1 Grad unter der im Po gemessenen Temperatur.

4. Fiebermessung im Mund

Bei älteren kooperativen Kindern, bei denen man verständlicherweise nicht mehr rektal Fieber messen möchte, stellt die Messung unter der Zunge wohl die genaueste Möglichkeit dar. Hierzu muss das Thermometer seitlich unter der Zunge liegend einige Zentimeter nach hinten geschoben werden und bei geschlossenem Mund dort verbleiben, bis das Signal ertönt. Unmittelbar davor sollten keine heißen oder kalten Nahrungsmittel und Getränke zu sich genommen werden. 

Wann müssen Sie mit Ihrem Kind zum Arzt?

In folgenden Fällen sollten Sie Ihren Kinderarzt aufsuchen:

  • Wenn Ihr Kind jünger als 3 Monate ist und eine Temperatur über 38°C hat. 
  • Bei schlechtem Allgemeinzustand trotz fiebersenkender Mittel
  • Bei Wesensveränderung, Teilnahmslosigkeit
  • Bei wiederholten Durchfällen, Erbrechen, starken Bauchschmerzen oder Hautausschlägen
  • Bei Atemschwierigkeiten: zum Beispiel ungewöhnlich schnelle Atmung, Atemgeräusche
  • Bei starken Kopfschmerzen oder Lichtempfindlichkeit
  • Bei Trinkverweigerung
  • Bei länger anhaltendem Fieber (3-5 Tage)
  • Bei jeder Art von Schmerzen
  • Bei zeitgleich oder kurz zuvor bestehenden größeren Wunden

Auch wenn Ihr Kind an einer Behinderung leidet und sich nicht zu weiteren Symptomen äußern kann oder das Fieber ungewöhnlich ist, nehmen Sie Kontakt zum Kinderarzt auf. 

Was kann dahinter stecken?

Fieber ist in der Regel nur ein Symptom und kann vielfältige Ursachen haben. Meistens steckt eine Infektionskrankheit dahinter. Hierunter sind Atemwegsinfekte die häufigste Ursache. Ebenfalls häufig sind Magen-Darm-Infekte, Mittelohr- und Mandelentzündungen, im Säuglingsalter auch das Drei-Tage-Fieber. Fieber kann auch im Zusammenhang mit Impfungen auftreten. Seltener ist eine schwerere Infektionskrankheit Grund des Fiebers. Noch seltener sind Erkrankungen des Immunsystems, rheumatische Erkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen. In diesen Fällen sind weiterführende Untersuchungen notwendig. 

Was können Sie bei Fieber tun?

Neben einer medikamentösen Behandlung gibt es einige begleitende Dinge, die helfen können, das Fieber zu senken:

Ziehen Sie Ihr Kind nicht zu warm an. Atmungsaktive luftige Kleidung sorgt dafür, dass der Körper überschüssige Wärme abgeben kann. Auch die Decke sollte nicht zu dick sein. 

Bieten Sie Ihrem Kind häufig zu Trinken an, vorzugsweise Wasser oder Tee. Falls Sie stillen, bieten Sie häufiger als sonst die Brust an. 

Wenn Arme und Beine während des Fieberanstiegs warm sind, können Sie bei Kindern über einem Jahr Wadenwickel machen. Feuchten Sie hierfür ein dünnes Handtuch oder Baumwolltuch mit handwarmem Wasser – keinesfalls mit kaltem Wasser!- an und wickeln Sie es um die Unterschenkel. Wadenwickel unterstützen die Wärmeabgabe. Nach 20 Minuten sollten Sie die Wickel wieder abnehmen und eine Pause machen. Sind die Unterschenkel kalt, sollten keine Wadenwickel gemacht werden.

Manchmal helfen diese Maßnahmen alleine nicht und die Gabe eines fiebersenkenden Medikaments ist notwendig. 

Für Kinder gibt es für zu Hause zwei Wirkstoffe zur Senkung von Fieber: Paracetamol und Ibuprofen. Beide sind in unterschiedlichen Rezepturen erhältlich: als Zäpfchen und als Saft. Für ältere Kinder ist Ibuprofen auch als Schmelztablette verfügbar. Kinder und Jugendliche mit ausreichendem Körpergewicht (ab 20kg) können auch Tabletten einnehmen. Die Dosis wird an das Gewicht angepasst. Sollte Ihr Kind jedoch deutlich übergewichtig sein, muss die Dosis reduziert werden. Sprechen Sie hierüber mit Ihrem Kinderarzt. Welche Darreichungsform Sie wählen, hängt vom Alter Ihres Kindes, eventuell aber auch von den Symptomen ab. Im Säuglingsalter sind Zäpfchen die wirksamste Form. Mit etwas Vaseline werden sie nur so weit in den After eingeführt, dass sie gerade verschwunden sind. Im Kleinkindalter kann zwischen Saft und Zäpfchen gewählt werden. Manchmal spielen hier begleitende Krankheitssymptome wie Erbrechen oder Durchfall eine Rolle bei der Wahl der geeigneteren Darreichungsform. Bei häufigem Erbrechen ist es nicht sinnvoll einen Saft zur Fiebersenkung zu verabreichen. Ein Zäpfchen bei häufigem Durchfall wird eventuell auch wieder ausgeschieden bevor es wirken konnte.  

Sowohl Paracetamol als auch Ibuprofen darf bis zu 3 Mal täglich verabreicht werden. Zwischen den einzelnen Gaben sollten mindestens 6 Stunden liegen. Sollte das Fieber jedoch schon nach kürzerer Zeit wieder so hoch sein, dass Sie es medikamentös senken müssen, überprüfen Sie, ob die Menge der vorherigen Gabe ausreichend war. (Nicht nur die Zäpfchen sondern auch die Säfte gibt es in unterschiedlichen Stärken – überprüfen Sie daher bei jeder neuen Flasche, welche Dosis die richtige ist). Ist dies der Fall, können Sie auf den jeweils anderen Wirkstoff ausweichen. Das sollte jedoch eher die Ausnahme bleiben, bitte sprechen Sie zeitnah mit Ihrem Kinderarzt darüber.  

Ab welcher Temperatur sollte ich das Fieber senken?

Ab einer Temperatur von 40,0°C sollten Sie immer Fieber senken. Darunter hängt es vom Zustand des Kindes ab. Ist Ihr Kind sehr matt, mag nicht essen oder trinken und findet keinen erholsamen Schlaf, sollten Sie auch bei niedrigeren Temperaturen schon ein Zäpfchen oder Saft geben. Bei Kindern unter drei Monaten sollten sie immer sofort einen Kinderarzt aufsuchen sobald Fieber auftritt. 

Die häufigsten Fragen:

1. Muss mein Kind sich schonen?

Das hängt davon ab, wie beeinträchtigt Ihr Kind ist. Je jünger das Kind ist, umso schwieriger ist es, es zur Schonung zu bewegen, wenn es sich nicht schlecht fühlt. Lassen Sie es daher spielen, wenn es möchte, aber eher im Haus bzw. der Wohnung und vermeiden Sie, dass es zu stark tobt. Ältere Kinder sollten mit ruhigem Spiel beschäftigt werden und dürfen ab einer Temperatur von 39°C auch mal im Bett bleiben.

2. Darf ich mit meinem Kind nach draußen?

Bei Fieber sollten Sie mit Ihrem Kind eher zu Hause bleiben. Je größer der Temperaturunterschied zwischen draußen und drinnen ist, umso größer ist die zusätzliche Belastung für das fiebernde Kind, seine Temperatur zu regulieren. Ein fieberndes Kind im Winter für den Spaziergang draußen noch warm anzuziehen, ist sogar gefährlich. Wenn das Kind ohne fiebersenkende Mittel fieberfrei und in gutem Allgemeinzustand ist, spricht jedoch auch während des Infekts nichts gegen einen Spaziergang. 

3. Braucht mein Kind ein Antibiotikum?

In den meisten Fällen sind Viren die Auslöser für die Fieber verursachende Infektionskrankheit. Gegen Viren helfen keine Antibiotika, der Körper bekämpft die Erkrankung in der Regel erfolgreich selbst. Wenn jedoch eine durch Bakterien verursachte Erkrankung dahinter steckt, helfen Antibiotika schnell und erfolgreich. Die Entscheidung dafür oder dagegen trifft Ihr Kinderarzt in Absprache mit Ihnen nach Untersuchung, Gespräch und gegebenenfalls einer Verlaufsbeobachtung von einigen Tagen. 

Sollte Ihr Kinderarzt nicht erreichbar sein, so ist der Kassenärztliche Notdienst in der Lübecker Kinderklinik oder die Kindernotaufnahme der Kinderklinik für Sie da. 

Autorin:
Dr. med. Angelika Heep
Kinder- und Jugendärztin in der Praxis Dr. Parlowsky, Prof. Schultz, Moltkeplatz 12
www.kinderaerzte-moltkeplatz.de

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