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Konzept mit Zukunft: Der Lübecker Stadtwald – Lüttbecker – das Familienmagazin für Lübeck und Umgebung

Konzept mit Zukunft: Der Lübecker Stadtwald

Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm. Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden“, schrieb einst Erich Kästner. Wenn wir an den Wald denken, verbinden wir diesen mit Ruhe, dem Gefühl von Freiheit und wecken schöne Kindheitserinnerungen. Besonders im Herbstzauber der Farben finden wir in ihm einen Ort, an dem wir Kraft tanken können. Auch die Wissenschaftler widmen sich den heilenden Kräften des Waldes und haben die Erkenntnis erlangt, dass der Aufenthalt im Wald unsere Stresshormone reduziert und die Killerzellen des Immunsystems vermehrt. Bereits in unserer letzten Ausgabe haben wir uns dem Thema Lübecker Stadtwald gewidmet, verbunden mit einem Försterbesuch, und dürfen uns aktuell an einer besonderen Auszeichnung erfreuen:

B.A.U.M. Umweltpreis 2018

Dr. Lutz Fähser und Knut Sturm des Stadtwalds Lübeck sind mit dem renommierten B.A.U.M.-Umweltpreis 2018 ausgezeichnet worden. Gemeinsam haben sie den Lübecker Stadtwald zu einem international anerkannten Vorbild für naturnahe Waldnutzung gemacht. Dieses Konzept gilt in Deutschland und auch international, als beste fachliche Praxis im Hinblick auf ein nachhaltiges Waldmanagement. Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) zeichnet Unternehmensvertreter, Medienleute und Wissenschaftler aus, die die Nachhaltigkeit in Unternehmen und der Gesellschaft voranbringen.

Seit über 20 Jahren erfolgreich: Das Lübecker Konzept

Bereits ab 1994 setzte der damalige Leiter Lutz Fähser als leitender Forstdirektor im Stadtwald Lübeck, seine Ideen der „Naturnahen Waldnutzung“ in dem Bewirtschaftungskonzept des Waldes um. Auf mehreren tausend Hektar Wald wird seit dem dieser Waldbauansatz, auch „integrativer Prozessschutz“ genannt, in den Stadtwäldern von Lübeck, Göttingen und Uelzen angewendet. Die Bewirtschaftung der Wälder wurde so umgestellt, dass mit einem Minimum an Arbeitskraft, Energie und Kapital ein möglichst gutes ökonomisches, ökologisches und soziales „Betriebsergebnis“ erreicht werden soll (Minimalprinzip der Ökonomie). Dabei dienen Referenzflächen als Vergleich, wie naturnah die forstwirtschaftliche Nutzung ist. Totholzanteil, Anteil der starken, alten Bäume und das Ausmaß der Wertholz­erzeugung – diese drei Indikatoren zeigen an, wie zukunftsfähig der Wald sein wird.

„Den Wald so nutzen, dass er kaum merkt, dass wir stören – das ist unser Ziel. Nur so können stabile und vielfältige Wälder im Klimawandel bestehen,“ sagt Knut Sturm und macht damit deutlich, dass nachhaltiges und erfolgreiches Wirtschaften im Wald nicht gegen die Natur erfolgen kann. Mehrere Tausend Fachleute haben seitdem Lübeck besucht und aus diesen Begegnungen zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten entstehen lassen. Auch prominente Naturschützer kehren gerne in den Lübecker Stadtwald ein, um sich über das Konzept der „Naturnahen Waldnutzung“ zu informieren.

Schattiner Zuschlag – Urwald von morgen

In einem wilden Kleinod mit einer Größe von ca. 43 Hektar (rund 60 Fußballfeldern), südlich des Dorfes Schattin, das seit über 70 Jahren nicht bewirtschaftet wird, erschließen sich den Fachleuten neue ökologische und forstwirtschaftliche Erkenntnisse. Hier dürfen Bäume, wie Feldahorn, Hainbuchen, Wildkirschen, Eichen, Buchen, Bergulmen und Fichten ohne forstliche Eingriffe wachsen! Jede Baumart bringt ihre eigene Flora und Fauna mit und man bekommt ein Gefühl der Schönheit des Waldes, wenn man gen Himmel schaut – in die Krone der Entspannung.

Alle zehn Jahre wird die Entwicklung des Schattiner Zuschlags bewertet und dabei an über 2000 markierten ‘Kontrollstichpunkten‘ die Höhe, Durchmesser, Qualität, Alter und der forstwirtschaftliche sowie naturschützerische Zustand bestimmt. Die Beobachtungen stellen alle bisherigen Erkenntnisse auf den Kopf, denn der Wald hat sich ohne forstwirtschaftliche Eingriffe so entwickelt: lauter Mischbaumarten, hervorragende Holzqualität und sehr alte Bäume. Zum Lübecker Stadtwald gehören insgesamt acht Referenzflächen (470 Hektar), die seit 25 Jahren unangetastet bleiben! Herr Sturm ist nicht nur weltweiter Berater für Entwicklung und Umsetzung naturnaher Waldbewirtschaftungskonzepte. Er möchte den Lübeckern auch die Schönheit dieses einmaligen Lebensraumes nahebringen. Wer gerne an einer der Waldführungen der Revierförstereien Falkenhusen, Wesloer Tannen, Lauerholz oder Behlendorf teilnehmen möchte, schreibt bitte eine Email an stadtwald@luebeck.de

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