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Buchtipp & Interview: Mental-Load – Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles

Wenn es darum geht, den Alltag einer Familie zu organisieren, kennen wohl die meisten Mütter das Gefühl der Überforderung und Erschöpfung nur zu gut. Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang immer häufiger fällt, ist der Mental Load – die unsichtbare Last der ständigen To-Do-Listen und Gedankenkreise.
Laura Fröhlich beleuchtet in ihrem Buch eindrucksvoll die Herausforderungen, denen viele Mütter tagtäglich begegnen. Sie bietet praktische Tipps und lässt die LeserIn an ihren persönlichen Erfahrungen teilhaben.
Wir hatten die Gelegenheit, ein kurzes Interview mit Laura Fröhlich zu führen und ihr ein paar Fragen zu stellen. Besonders interessiert hat uns dabei, welche ersten Schritte sie Müttern empfiehlt, die das Gefühl haben, vom Mental Load überwältigt zu sein und dringend Entlastung benötigen.

Kurzinterview mit Laura Fröhlich
– zum Buch & Mental Load

Lüttbecker: Was hat Sie dazu inspiriert, das Buch „Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles!“ zu schreiben, und welche Bedeutung hat der Titel für Sie?

Laura Fröhlich: Ich fand mich selbst wieder in einem Alltag, in dem ich auf einmal für alle Belange der Familie zuständig war. Durch die längere Elternzeit und meinen Teilzeitjob war ich gut im Organisieren, kannte die Termine und die Packlisten und fühlte mich zuständig für Arzttermine, Haushalt und Wochenendplanung. Als ich von Mental Load hörte, verstand ich, wie ich in diese Falle geraten war. So begann ich, auf meinem Blog darüber zu schreiben und daraus entwickelte sich mein Buch-Projekt. 
Ich muss gestehen, dass der Titel vom Verlag kam. Als ich davon hörte, dachte ich: Besser gehts nicht. Genau das ist die Botschaft. 

Was verstehen Sie genau unter dem Begriff Mental Load, und warum ist es so wichtig, dass Eltern sich dieser Last bewusstwerden und sie teilen?

Mental Load meint, an alles denken zu müssen, was die Alltagsorganisation betrifft: Wer schreibt die Zahnpasta auf den Einkaufszettel, kümmert sich um das Geschenk für Tante Inge, besorgt eine passende Matschhose und Windeln für das Kind usw.? Diese kognitive Arbeit findet im Kopf statt und ist meist unsichtbar, kann belastend sein und führt zu sehr unterschiedlicher Arbeitsteilung bei der Care-Arbeit. Sich dieser Arbeit bewusst zu werden, darüber zu reden und eine gute Aufteilung zu finden, die für das Elternpaar gut passt, verhindert viele Konflikte und Überlastung. Care-Arbeit aufzuteilen, dazu gehört auch dieser kognitive Teil, sorgt dafür, dass beide Eltern am Alltag teilhaben und Kompetenzen entwickeln. Wenn eine Person nicht an der Organisation beteiligt ist, fühlt es sich an, als sei diese nur zu Gast im eigenen Leben. 

In Ihrem Buch beschreiben Sie die ungleiche Verteilung der mentalen Last in vielen Familien. Wie können Paare gemeinsam aktiv werden, um diese Last gerechter zu verteilen?

Ganz klar: Sich mit dem Thema auseinandersetzen. Wir geraten oft unbewusst in die Mental-Load-Falle. Wer versteht, welches die Gründe dafür sind, kann leichter entgegenwirken. Dann gilt es, Schritt für Schritt einen Überblick über den Alltag zu bekommen und Aufgabenpakete zu packen. Wichtig: Wer eine Aufgabe übernimmt, übernimmt auch das Dran-Denken. 

Über Laura Fröhlich

Welche ersten Schritte empfehlen Sie Müttern, die das Gefühl haben, vom Mental Load überwältigt zu sein und dringend Entlastung benötigen?

Sich selbst zur Priorität zu machen. Das ist gar nicht so einfach, weil gerade Mütter morgens aufwachen und im Auto-Modus beginnen, die Aufgaben abzuarbeiten und sich um die Familie zu kümmern. Aber ganz wichtig ist die Frage: Wie geht es mir eigentlich? Wie kann ich die Stopp-Taste drücken? Wer sich sehr überlastet fühlt, braucht Unterstützung. Sollte die Gesundheit beeinträchtigt sein (Schlafstörungen, Verspannungen etc.), sollte die Hausärztin aufsuchen. Außerdem können Mütter Partner oder Partnerin an den Tisch bitten und erst einmal einen Notfallplan machen. Alleinerziehende brauchen ebenfalls Unterstützung und Rat. Gleichgesinnte oder Familienberatungsstellen, die die Herausforderungen kennen, wenn man ganz alleine ist mit all der Arbeit, bringen Verständnis entgegen. Das ist in diesem Fall so wichtig, um dann die nächsten Schritte zu überlegen.


Wie hat sich Ihr eigenes Leben und Ihre Familie durch das Wissen und die Anwendung der Prinzipien, die Sie in Ihrem Buch vorstellen, verändert?

Ich habe einen ganz anderen Blick auf meine eigene Arbeit bekommen. Ich nehme nicht mehr selbstverständlich alle Aufgaben an, die bei mir landen. Mein Mann und ich besprechen jeden Sonntag die kommende Woche, haben aber auch Zuständigkeiten verteilt. Wenn ich auf meinen Lesereisen bin, mikromanege ich meine Familie nicht von Weitem, sondern traue ihnen zu, dass sie das auch ohne mich hinkriegen. Das macht einen sehr großen Unterschied: Kontrolle abzugeben und damit auch dafür zu sorgen, dass die Kompetenzen bei den anderen steigen. 

Ihr Wunsch im Zusammenhang mit dem Thema?

Dass sich gesamtgesellschaftlich etwas ändert. Fürsorge-Arbeit ist ein Millionen-Business, das es erst möglich macht, dass Erwerbsarbeit geleistet werden kann. Aber sie ist unsichtbar und geht auch nicht ins Brutto-Inlands-Produkt mit ein. Ich finde, die Arbeitswelt sollte Fürsorge mitdenken und Menschen die Möglichkeit geben, Beruf und Privatleben wirklich zu vereinbaren, ohne ständig gestresst zu sein. Ich wünsche mir mehr Männer, die Fürsorge-Arbeit leisten, weil es auch eine riesige Chance für sie selbst ist. Frauen dagegen brauchen mehr Raum für sich selbst und ihren Beruf oder ihre Leidenschaften. Sie fühlen sich aber oft wie das Mädchen für alles. Damit muss Schluss sein.

Laura Fröhlich

Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles!

WAS ELTERN GEWINNEN, WENN SIE DEN MENTAL LOAD TEILEN

Viele Frauen und besonders Mütter kennen den Mental Load nur zu gut. Dieser unsichtbare Begleiter ihres Alltags besteht aus unzähligen Aufgaben: den Einkauf planen, an den Kita-Ausflug denken, den Kindergeburtstag organisieren und Weihnachtskarten schreiben. Mit jedem weiteren Kind steigt die Menge der Aufgaben – und somit auch die Erschöpfung, denn diese mentale Last nimmt selten ein Ende, bleibt oft unsichtbar und wird nie entlohnt.

Für Frauen ist es oft schwer, aus dieser Rolle auszubrechen. Aber eine Veränderung ist dringend nötig! Für frustrierte Mütter hat die Mental-Load-Expertin Laura Fröhlich einen wertvollen Ratgeber verfasst. In diesem Buch beschreibt sie eindringlich und verständlich, wie es zur ungleichen Verteilung der familiären Aufgaben kommt und wie man gemeinsam mit dem Partner gerechte Lösungen finden kann. Mit durchdachten Analysen und praktischen Ratschlägen schafft sie es, Beziehungen wieder auf Augenhöhe zu bringen.

Laura Fröhlich, Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles!,
Kösel, ISBN 978-3-466-31146-0, 16 € (D), 16,50 € (A), CHF 22,50*, PB,
Klappenbroschüre, 192 Seiten, 2020

Die Frau fuers Leben ist nicht das Maedchen fuer alles von Laura Froehlich

Wer mehr über Laura Fröhlich erfahren möchte oder selbst Hilfe beim Thema Mental Load benötigt findet wertvolle Tipps und Unterstützung auf ihrer Webseite.

In Lübeck findet frau u.a. Unterstützung beim Frauenbüro der Hansestadt und bei der Familienbildungsstätte der Gemeinnützigen. Weitere Anlaufstellen finden sich hier.

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