Gutes Leben beginnt auf dem Familienteller
Die Grundlage eines gesunden Lebens ist ohne Zweifel die richtige Ernährung.
Unsere Nahrungsmittelvorlieben werden in der frühesten Kindheit programmiert. Die ersten 1000 Lebenstage, sagen Experten, prägen den Stoffwechsel. 270 davon finden im Mutterleib statt. Schwangere, die sich hauptsächlich sehr fettig und sehr süß ernähren, können ihrem Kind eine Veranlagung für Übergewicht und spätere Erkrankungen mitgeben. Es geht aber nicht nur um Nährstoffe, die das Ungeborene von seiner Mutter bekommt. Sie bringt ihm auch Geschmack bei. Schon im Bauch der Mutter lernt es eine Vielfalt von Aromen kennen. Die Geschmacksknospen funktionieren bereits ab der 15. Woche. Nach der Geburt ist – wie allgemein bekannt – Muttermilch die ideale Ernährung und perfekt an die Bedürfnisse von Babys angepasst. Sie ist außerdem optimal für den Aufbau des Immunsystems. Die Muttermilch spielt bei der Geschmacksbildung der Kinder ebenfalls eine große Rolle. Es werden weitere Vorlieben geprägt.
Zucker fürs Baby
Mit Zucker sollten Ihre Kleinen so spät wie möglich konfrontiert werden. Achten Sie auch darauf, nicht zu reichlich süßes Obst zu füttern. Obst gilt zwar als gesund, jedoch kann zu viel davon ebenfalls eine Vorliebe für Süßes begünstigen.
Bei-Kost
Im zweiten Lebenshalbjahr ist eine externe Zufuhr bestimmter Nährstoffe notwendig. Vor allem die Eisenreserven des Kindes sind weitgehend erschöpft. Doch auch andere Bausteine wie Eiweiß, Kohlenhydrate und Fette werden in zunehmendem Maße benötigt und Beikostmahlzeiten ersetzen nun schrittweise die Milchmahlzeiten.
Als Beikost bezeichnet man alles, was Babys außer Muttermilch oder Säuglingsmilch bekommen, zum Beispiel Gemüse, Obst, Kartoffeln, Öl, Fleisch und Getreide sowie die daraus hergestellten Breie. Jedes der genannten Nahrungsmittel erfüllt eine wichtige Aufgabe bei der Versorgung des Babys und wird nach und nach in den Ernährungsplan eingeführt. Der ideale Zeitpunkt ist der Zeitraum zwischen dem 5. und 7. Lebensmonat. In diesem Zeitfenster kann sich das kindliche Immunsystem unter dem Schutzmantel der Muttermilch/Säuglingsmilch sehr gut mit neuen Lebensmitteln auseinandersetzen. Die Reihenfolge der Breie ist sinnvoll, weil sie den kindlichen Nährstoffbedarf zugrunde legt. Prinzipiell darf alles auf den Löffel, was dem Baby zusagt. Studien zeigen, dass ein abwechslungsreicher Speiseplan mithelfen kann, das Immunsystem zu stärken und das Allergierisiko zu senken. Außerdem fördert es die Akzeptanz von Lebensmitteln. Als Faustregel gilt: ein bis zwei neue Lebensmittel pro Woche einführen. Nach und nach dürfen die Kleinen dann vom Familientisch probieren, was ihnen schmeckt.
„Brei-Fahrplan“ zur Orientierung:
Start:
Reiner Gemüsebrei; sehr beliebt sind Karotte, Pastinake oder Kürbis
3 bis 4 Tage später:
Gemüsebrei mit Kartoffeln ergänzen.
Eine Woche später:
Zum Gemüse-Kartoffel-Brei Fleisch, Fisch oder Getreide hinzufügen.
Einen Monat nach dem Beikoststart:
Getreide-Milch-Brei anbieten.
Einen weiteren Monat später:
Getreide-Obst-Brei einführen.
Ziel:
Mit 10 – 12 Monaten bekommt das Kleinkind am Familientisch einen eigenen Teller und milde Familienkost.
Hinweis: Die Praxis zeigt, dass ein neues Lebensmittel manchmal erst nach wiederholtem Anbieten akzeptiert wird. Für die Akzeptanz eines unbekannten Lebensmittels muss ein Kind mindestens 10 Mal die Gelegenheit bekommen, es zu probieren. Das Kind lernt so den Geschmack des Lebensmittels kennen und mit der Zeit mögen.
Breilöffelfür Babys aus Plastik oder Silikon verwenden. Metall wird leicht zu heiß oder kalt. Kindgerecht geformte Speziallöffel lassen Babys am Anfang besser essen lernen.
Der erste Brei ist für das Kind – wie auch für die Eltern – neu und ungewohnt. Nicht immer klappt alles reibungslos. Essen ist ein Lernprozess und der dauert. Bleiben Sie entspannt und gehen Sie behutsam vor. Babys lassen sich nicht ändern. Nur Sie können Ihr Verhalten ändern und anpassen, um Ihrem Kind beim Essenlernen zu helfen.
Selbstgekochtes oder Fertiggläser?
In vielen Familien gibt es beides. Selbstgekochten Brei, wenn es die Zeit und die Situation zulassen, und gekaufte Gläschen, wenn es mal schnell gehen muss. Wenn Sie selbst kochen wollen, wählen Sie möglichst Obst und Gemüse aus kontrolliert ökologischem Anbau und Fleisch in Bio-Qualität und verarbeiten Sie die Produkte schnell und schonend, damit der Nährstoffgehalt nicht gemindert wird. Und verzichten Sie auf Zucker und Salz. Ein großer Vorteil des Selberkochens ist, dass Ihr Baby von Anfang an den Geschmack frischer Lebensmittel kennenlernt und Sie die Zutaten bestimmen können. Außerdem schmeckt Selbstgekochtes jedes Mal ein bisschen anders und Ihr Kind gewöhnt sich dadurch gleich an wechselnde Geschmacksrichtungen. Kreative Rezepte finden Sie im Internet.
Tipp: Kochen Sie auf Vorrat und frieren Sie die entsprechenden Portionen in kleinen Behältern ein.
Ungeeignete Nahrungsmittel für Kinder im ersten Lebensjahr:
- Honig und Ahornsirup
- Zucker und Zuckerzusätze
- Salz
- rohe tierische Produkte
- Soja
- Quark und Joghurt
- Schokolade und andere Süßigkeiten
- übermäßig Zucker
- Nahrungsmittel, an denen sich die Kleinen leicht
verschlucken können wie zum Beispiel Samen und Beeren - stark gewürzte oder aromatisierte Speisen
Kuhmilch im ersten Lebensjahr?
Nur in kleinen Mengen im Rahmen der Beikost (max. 200 ml, zum Beispiel im Milch-Getreide-Brei). Zur Ergänzung der Brotmahlzeiten gegen Ende des 1. Lebensjahres; aus dem Becher. Mehr sollte es nicht sein, weil der Babykörper die Milcheiweiße noch nicht ausreichend verarbeiten kann. Vollmilch verwenden.
Besonders gut hingegen eignen sich für die Kleinen:
- gekochtes Gemüse aller Art
- weiches Obst
- Vollkorngetreide und Vollkornflocken
- mageres Fleisch
- Fisch ohne Gräten
- Reis
- Milch (im Brei)
- Rapsöl
Sollten Sie auf Fertig-Gläschen zurückgreifen, empfehle ich Ihnen, sich genauer mit den Produkten zu beschäftigen. Alles Wissenswerte einschließlich der Test-Ergebnisse von Stiftung Warentest und Öko-Test finden Sie unter www.eltern-kind-tipps.de. Grundsätzlich gilt: Je weniger Zutaten enthalten sind, desto besser. Studieren Sie sorgfältig das Etikett.
Fertige Obstbreie enthalten oftmals viel Fruchtzucker, da häufig süße Obstsorten enthalten sind. Dieses kann zu einer sehr frühen Gewöhnung an einen starken Süßgeschmack von Lebensmitteln führen und das wiederum bedeutet ein größeres Risiko für Übergewicht und Diabetes im späteren Leben.
Getränke im 1. Lebensjahr
Wenn der 3. Beikostbrei eingeführt ist, braucht das Baby zusätzliche Flüssigkeit. Bieten Sie Ihrem Kind zu den Mahlzeiten und zwischendurch immer wieder Getränke wie Wasser und ungesüßten Tee an. Machen Sie sich jedoch keine Sorgen, wenn Ihr Baby am Anfang nur wenig trinkt. Das wird sich mit zunehmendem Alter von selbst ändern, wenn Sie es regelmäßig versuchen. Ab dem 8. Monat sollte das Trinken aus dem Becher geübt werden.
Tipp: Füllen Sie den Becher am Anfang bis zum Rand, damit die Oberlippe Ihres Kindes gleich befeuchtet wird. Dadurch öffnet es automatisch seinen Mund.
Entspannt das Essen entdecken
- Vermitteln Sie Ihrem Kind die Freude am Essen und füttern Sie es, wenn es ausgeschlafen und gut gelaunt ist.
- Zappelt Ihr Kind beim Essen, ist vielleicht zu viel Unruhe im Raum. Sorgen Sie für eine entspannte Atmosphäre ohne Zeitdruck.
- Füttern Sie nicht nebenbei. Ihr Kind lernt das Essen am besten beim gemeinsamen Essen am Familientisch.
- Stopfen Sie niemals einen Löffel in den Mund Ihres Kindes, wenn es ihn nicht freiwillig aufmacht.
- Überlassen Sie Ihrem Kind den Löffel, wenn es selbst essen möchte, auch wenn anfangs mehr daneben geht, als in den Mund wandert. So wird die Lust und Selbstständigkeit beim Essen auf jeden Fall gefördert.
Tipp: Verwenden Sie einen zweiten Löffel und füttern Sie zu. - Lehnt Ihr Kind ein bestimmtes Lebensmittel ab, akzeptieren Sie es. Bieten Sie das Lebensmittel einige Tage oder Wochen später, evtl. anders zubereitet, wieder an.
- Überreden und zwingen Sie Ihr Kind niemals zum Essen. Das verstärkt die Abneigung.
Wichtige Regel für die Ernährung von Kindern:
Die Elternbieten abwechslungsreiches, nahrhaftes Essen an und die Kinderentscheiden, wie viel sie davon essen. Kinder zeigen Signale von Hunger und Sättigung, auf die die Eltern achten sollten. Appetitschwankungen von Tag zu Tag sind normal.
Fazit:
Die Grundlage für ein gesundes Essverhalten ihres Kindes legen Eltern früh. Helfen Sie Ihrem Kind beim Essenlernen, damit es Spaß und Freude am gesunden Essen entwickelt. In der richtigen frühkindlichen Ernährung steckt ein hohes Präventionspotenzial. Nutzen Sie es!
Einen guten Start Ihres Babys in die Familienernährung wünscht Ihnen Sabine Timmermann
Autorin
Sabine Timmermann
Hauswirtschaftsleiterin mit dem Schwerpunkt Ernährung, Gründerin der Zwergenkombüse, Mutter von zwei erwachsenen Kindern
www.zwergenkombuese.de