Sorge für Dich

Warum unsere Selbstfürsorge wichtig für unsere Familie ist.

Mutter oder Vater zu sein, ist oft unfassbar gut – im wahrsten Sinne des Wortes wundervoll. Und gleichzeitig ist es auch anstrengend und kräftezehrend. Wir tragen große Verantwortung, stehen  ständig vor neuen Aufgaben und Entscheidungen – und geraten genau aus diesem Grund immer wieder in die Überlastung. Dazu kommt die derzeitige Erschöpfung, Belastung und Ungewissheit.

Trotzdem wollen wir unseren Kindern und Familienmitgliedern liebevoll und geduldig begegnen. Sie mit Spaß und Freude im Alltag begleiten. Sie unterstützen und Vorbild sein. Und geraten doch immer wieder in Stress, leiden unter Schlaflosigkeit, schimpfen, motzen und meckern. Es fehlt uns häufig an eigener innerer Ausgeglichenheit. Unsere Energietanks sind leer und wir haben kaum Zeit und Gelegenheit, sie wieder aufzufüllen. Sich nicht um sich selbst kümmern, erschöpft und macht krank. Und unsere sozialen und familiären Beziehungen leiden darunter.

Für einen gelasseneren Umgang in der Familie ist es wichtig, dass wir uns selbst gut versorgen, um in unserer Kraft und Mitte zu bleiben. Das Ziel ist, wieder zurück in die eigene Handlungsfähigkeit zu kommen und diese langfristig zu behalten. Wie sich gezeigt hat, benötigen wir langfristige Strategien   in Hinblick auf Vereinbarkeit aller Aufgaben und unserer Selbstfürsorge. Denn:

Wenn wir uns nicht um uns selbst kümmern, haben wir irgendwann nichts mehr zu geben.

Selbstfürsorge bedeutet übrigens nicht (oder nicht unbedingt), dass man sich in der Badewanne eine Gesichtsmaske aufträgt und eine Kerze anzündet. Selbstfürsorge ist mehr als ein Pflaster, das wir benutzen können, wenn gar nichts mehr geht. Und es ist ganz bestimmt auch kein Mittel zur Selbstoptimierung, um noch besser gelaunt und noch leistungsfähiger alle anstehenden Aufgaben bewältigen zu können.

Aber was ist es denn dann, diese Selbstfürsorge? Wie gelingt ein eigenes selbstfürsorgliches Leben? Und wie fange ich am besten damit an?

Selbstfürsorge bedeutet zunächst erstmal, die eigenen Bedürfnisse, Stimmungen und Gefühle wahrzunehmen und ernstzunehmen. Das ist im turbulenten Familienalltag gar nicht einfach und häufig sind wir es auch gar nicht mehr gewohnt, den Fokus auf die eigenen Bedürfnisse zu richten und herauszufinden, was wir für die innere Balance brauchen. Das Ziel ist, ein Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse und die eigenen Grenzen zu wecken und die Wahrnehmung zu üben. „Ich sorge für mich, denn das ist wichtig für meine Familie.“ So können wir BegleiterInnen und Vorbild für unsere Kinder sein und uns selber gleichzeitig im Blick behalten.

Selbstfürsorge hat viele verschiedene Gesichter und Facetten, es gibt unzählige Strategien, sich selber etwas Gutes zu tun. Die Selbstfürsorge muss in den Alltag passen. Auch wenn mal mehr, mal weniger davon möglich ist. Selbstfürsorge bedeutet vor allem, freundlich zu sich selbst zu sein und dazu gehört auch Geduld, wenn es gerade mal nicht optimal läuft. „Ich bin genug. Immer. Und deswegen habe ich es auch immer verdient, mir Zeit für mich zu nehmen.“

Natürlich können nicht alle Bedürfnisse sofort erfüllt werden und Bedürfnisaufschub ist bereits im frühen Kindesalter eine wichtige Lernerfahrung. Bedürfnisunterdrückung führt allerdings zu stressbedingten Krankheitssymptomen, zu Erschöpfungszuständen oder Burn Out. Nicht mehr länger achtlos mit sich selber umzugehen, sondern sich selber als wichtigen Menschen mit Bedürfnissen anzunehmen, führt hingegen zu mehr Zufriedenheit und Ausgeglichenheit.

Wie fast alles im Leben braucht auch die Selbstfürsorge ein wenig Übung. Aber du wirst sehen: Es lohnt sich!

Tipps für den Alltag

  • Gebe Dir selber die Erlaubnis, deine eigenen Bedürfnisse anzuschauen. Du bist wichtig. Deine Bedürfnisse und Emotionen beeinflussen dein Wohlbefinden, aber auch das deiner Familie.
  • Wir brauchen regelmäßige Pausen und Momente, in denen wir uns fragen, wie es uns gerade geht. Vielleicht einen extra Zeitraum am Morgen oder am Abend. Im Notfall reichen auch ganz kurze Momente, beim Tischdecken, auf der Toilette oder unter der Dusche. Wichtig ist, sich ein paar Minuten wirklich die bewusste Frage nach dem eigenen Empfinden zu stellen. Mache eine kurze Bestandsaufnahme, einen „Check-In“ mit dir selber. Atme mehrmals bewusst ein und aus und frage dich, wie es dir gerade geht. Indem du dir diese Frage regelmäßig stellst und übst, in dich hinein zu spüren, wirst du lernen, im Alltag schneller  wahrnehmen zu können, wie es dir geht und was du brauchst.
  • Mache dir bewusst, was du heute alles erledigt hast. Nicht nur die großen offensichtlichen Dinge wie dein Job oder Fensterputzen, sondern auch alle alltäglichen „Kleinigkeiten“. Diverse Mahlzeiten vor- und nachbereiten inkl. Brotdosen, Einkauf und dringende Telefonate   erledigen, Fahrrad reparieren, Pflaster kleben, Streit schlichten und vieles, vieles mehr.
  • Reflektiere, wann ihr als Familie gemeinsam eine gute Zeit miteinander hattet. Was habt ihr gemacht? Bei welchen Tätigkeiten fühlt ihr euch miteinander wohl? Welche deiner Bedürfnisse kannst du auch gemeinsam mit deiner Familie erfüllen?
  • Nutze die freie Zeit, wenn sie entsteht. Du brauchst dir deine Pause nicht verdienen. 
  • Beobachte, wie du deine Zeit aktuell nutzt. Wo sind kleine Momente versteckt, die du ausbauen kannst, um mehr Zeit für dich zu haben? Wo sind „Zeitfresser“ versteckt? Wann nutzt du Zeit so, dass sie dir eigentlich gar nicht gut tut? Schaust du manchmal mit schlechtem Gewissen schnell bei Instagram nach, obwohl du dir auch bewusste Handyzeit zum Genießen nehmen könntest? Räumst du das Wohnzimmer auf, während der Tee in der Küche kalt wird, den du in Ruhe trinken wolltest? Genießt du den Plausch mit dem Nachbarn, den du an der Tankstelle getroffen hast oder ärgerst du dich hinterher, weil dein Zeitplan nun nicht mehr stimmt? Viele Dinge tun wir, weil „man das halt so macht“ (Achtung, Glaubenssätze). Solche Dinge lohnen immer einer Überprüfung.
  • Das Ziel ist, die Lücken im Alltag immer besser für dich nutzen zu können – egal, ob das eine Minute ist oder mehrere Stunden, ohne schlechtes Gewissen, ohne Rechtfertigung vor dir selber.
  • Schreibe eine „Selbstfürsorge-Liste“. Gliedere deine Liste nach zur Verfügung stehender Zeit (z.B. wenige Minuten, 30-60 Minuten, mehrere Stunden). Was tut dir gut? Lesen, telefonieren, Serie gucken, Badewanne, Sport, Yoga, Schlafen, Nägel machen – die Ideen sind so vielfältig wie individuell. Bekommst du (unverhofft) Zeit für dich, schaust du einfach auf die Liste und lass dich inspirieren.

Autorin:
Jessica Rodehorst
Dipl.-Pädagogin
Systemisch-Integrative Therapeutin (DGSF)
Praxis für Beratung und Psychotherapie
Im Therapie Punkt
Travemünder Allee 11
www.praxis-jessica-rodehorst.de

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