Umweltschutz und Nachhaltigkeit waren früher kein Thema

Als ich in den 60er Jahren aufgewachsen bin, war Umweltschutz und Nachhaltigkeit noch kein Thema. Die Welt war wieder in Ordnung, in Deutschland regierte das „Wirtschaftswunder“ und jeder freute sich über Errungenschaften, die das Leben erleichterten.

Wir hatten damals nicht viel Geld und so musste meine Mutter sehr sparsam sein. Sie war eine Recyclingkünstlerin und heute würde man sagen, eine vorbildliche Umweltschützerin. Ich erinnere mich, dass mein Schulbrot oft in einer alten Zucker- oder Mehltüte verpackt war, denn was ging, wurde von meiner Mutter mindestens zweimal benutzt. Zum Einkaufen ging man selbstverständlich mit einem Einkaufsnetz oder –tasche. Selbst als die Plastiktüten Einzug in die Geschäfte hielten, hatte meine Mutter immer ihre Stofftasche dabei. Übrigens gab es 1961 die erste Plastiktüte im Kaufhaus Horten in Neuss. Bereits in den 70er Jahren gab es die erste Kampagne gegen Plastiktüten. Die damalige Ölkrise prägte den Slogan „Jute statt Plastik“, der auch heute noch aktuell ist.

Wassersparen hatte oberste Priorität

Auch bei dem Energieverbrauch waren meine Eltern vorbildlich. Bei uns zuhause brannte keine Glühbirne, wenn es nicht unbedingt notwendig war. Wasser wurde als kostbares Gut behandelt. Beim Wäschewaschen machte sie sich die Mühe, das Wasser des letzten Spülgangs aus der Waschmaschine aufzufangen und füllte dieses bei dem nächsten Waschgang am Anfang wieder dazu. Und wehe wenn wir beim Zähneputzen das Wasser laufen ließen…

Lieber selbermachen statt kaufen, lautete damals die Devise

Selbstverständlich wurde bei uns zu Hause noch eingekocht. Angefangen bei der Marmelade, über Kompott und Gemüse bis hin zu Gewürzgurken. War genug Obst da, wurde dieses auch entsaftet. Klar war damals das Angebot im „Supermarkt“ noch nicht so vielfältig wie heute und Obst und Gemüse gab es nicht das ganze Jahr über wie man wollte. Aber selbst als meine Mutter nicht mehr auf „die Mark“ achten musste, behielt sie ihre sparsame Art bei und kochte, bis ins hohe Alter, was sie und mein Vater benötigten, selbst ein. „Weil’s einfach besser schmeckt“, wie sie sagte.

Bekleidung war damals richtig teuer. Es gab keinen C&A, keinen Kik, keinen Takko und wie sie alle heißen, wo man eine Kinderhose für € 2,99 bekam. Deshalb gab es damals noch unterschiedliche Kleidung für sonntags, für den Kindergarten oder Schule und zum Spielen. Wenn etwas kaputt war, wurde es geflickt und repariert. Damals konnte man das allerdings auch gut machen. Früher hatten z.B. die Unterhosen noch einen Gummi den man austauschen konnte, wenn er ausgeleiert war – das ist heute so gut wie gar nicht mehr möglich, da das Gummi direkt am Stoff angenäht ist. Auch Strümpfe und Löcher in der Unterwäsche wurden gestopft. Das haben wir damals noch in der Schule gelernt, denn Strümpfe waren zu teuer um sie einfach wegzuwerfen, wenn da ein kleines Loch drin war.

Der Begriff „Wegwerfgesellschaft“, der sich mittlerweile etabliert hat, war damals noch undenkbar. Meine Oma sagte immer „Wir sind zu arm, um billig zu kaufen“. Das was angeschafft und gekauft wurde, wurde wertgeschätzt und entsprechend behandelt. Egal um was es sich handelte. Angefangen bei Lebensmittel (ich kann mich nicht erinnern, dass bei uns Essen weggeworfen wurde), über Bekleidung, Möbel, Spielsachen – alles wurde mit der nötigen Sorgfalt behandelt und gepflegt, damit es lange hält. Wenn etwas kaputt ging, war nicht sofort Ersatz da. Auf vieles was man haben wollte oder brauchte, musste lange gespart werden. Etwas auf Kredit zu kaufen, wäre meinen Eltern nie eingefallen.

Umweltschutz und Nachhaltigkeit: So sah Hausarbeit früher aus

Unbewusst war meine Mutter auch in Bezug auf Reinigungsmittel schon „bio“. Natürlich gab es bei uns zuhause Spülmittel zum Abwaschen und Waschmittel zum Wäschewaschen. Aber irgendwelche speziellen Reinigungsmittel zum Fensterputzen, Bodenwischen etc. gab es bei uns nicht. Geputzt wurde mit Grüner Seife, mit Essig oder Zitrone. Auch das mittlerweile wieder in Mode kommende Natron hat meiner Mutter gute Dienste geleistet. Hin und wieder probierte sie mal eines der neuen Reinigungsmittel aus, doch sie schwor auf die guten alten Hausmittel, die günstiger waren und mindestens den gleichen Erfolg brachten.

Natürlich habe ich vieles von dem, was ich zu Hause gelernt habe, übernommen und praktiziere es noch heute – allerdings nicht in der Konsequenz wie meine Mutter es uns vorlebte. Immer wieder versuche ich zum Beispiel Müll zu vermeiden, doch nach einem normalen Einkauf ist der Gelbe Sack halb voll, denn man bekommt vieles ja nur in Plastik verpackt. Was aber jetzt bei mir klappt ist, dass ich, wie früher meine Mutter, (fast) immer eine Einkaufstasche oder -netz dabei habe. Dafür musste allerdings erst das Plastiktütenverbot kommen. Wie man sieht geht es. Vielleicht sollte jeder einmal wirklich überlegen, wie er unserer Umwelt helfen kann und sich nicht damit herausreden „das nutzt doch so wie so nichts wenn ich das mache“. Doch! Zum einen kann es Geld sparen, zum anderen: Umweltschutz und Nachhaltigkeit fängt im Kleinen an – und da kann jeder etwas tun. Einige Anregungen finden Sie auch in dieser Ausgabe.      Angelika Volkrodt

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