Teil 4 der Serie „Heilung unserer Probleme“

Was tragen unsere Kinder unbewusst aus Liebe für uns und wir bis heute für unsere Eltern? Der 4. Teil unserer Serie im Lüttbecker handelt diesmal von unbewussten Verbindungen und der Treue zu unseren Eltern, die unsere Kinder auch zu uns haben.

Es gibt positive, stärkende Verbindungen, die man natürlich gerne von seinen Eltern übernommen hat und auch gerne weitergibt. Es gibt aber auch die Anteile, die uns schwächen, die wir aber trotzdem schwer loslassen können und die wir unbewusst auch auf unsere Kinder übertragen. Wir übertragen diese Anteile und somit tragen es unsere Kinder weiter für uns. Das geht dann von Generation zu Generation so weiter, bis irgendjemand anfängt und diese Kette durchbricht und bereit ist, sich seine schwächenden Anteile anzuschauen und sie aufzulösen.

Kinder sind oft die Motivation etwas an sich zu ändern

Viele Klienten, die zu mir kommen, sagen ganz klar, dass sie angefangen haben an sich zu arbeiten, damit ihr Kind nicht die Ängste und die Wut abbekommt, die in ihnen stecken.

Ich möchte kurz ausholen und über unsere Last sprechen, die wir von unseren Eltern und Großeltern übernommen haben, bevor ich zu unseren Kindern komme.

„Wir sind die Generation, die jetzt die emotionalen Trümmer des Krieges in uns lösen können und sollten.“

Unsere Eltern und Großeltern haben noch die Kriegstraumata in ihren Systemen, die oft ganz tief vergraben und abgespalten sind, mit all ihren Gefühlen und dem Schmerz. Sie hatten damals wenig Hilfe und es war eben auch ganz „normal“, weil es so viele erlebt haben. Auf der einen Seite gibt es die Grausamkeiten, die sie miterlebt haben, aber natürlich auch die Scham, weil sie oft Dinge tun mussten, die sie im „Normalfall“ nie gemacht hätten. Ohnmacht, Hilflosigkeit, Existenzängste, sexuelle Übergriffe bei Frauen und Männern, Misstrauen und Verrat durch die Judenverfolgung, das sind nur einige Themen, die heute noch so stark in unseren Systemen sitzen und zu vielen Problemen in unserem Leben führen. Nur weil etwas vorbei ist, heißt es leider nicht, dass es keine Auswirkungen mehr hat. Die Existenzängste, Hilflosigkeit und Lethargie in den Menschen sind überall stark spürbar und lähmen viele in ihrer Handlung und Freude. „Es ist wichtig, sich mit unseren Vorfahren und ihren Erfahrungen zu beschäftigen, um uns selbst besser zu verstehen, da sie ein Teil von uns sind.“

Schmerz lösen, Vertrauen und Kraft entfalten

In meinen offenen Gruppen haben die Teilnehmer die Möglichkeit, sich ihren Anteilen zu stellen, die sie von ihren Eltern und Großeltern übernommen haben. Sie können sich dann von ihrem übernommenen Schmerz lösen und das Vertrauen und die Kraft können sich neu entfalten.

Wir müssen uns wieder trauen, zu fühlen und darüber zu sprechen. Solange wir versuchen, unsere Emotionen zu kontrollieren, aus Angst verurteilt zu werden, werden unsere Probleme immer größer.

Kinder müssen lernen, sich wahrzunehmen und zu ihren Gefühlen zu stehen

In meinen offenen Lerngruppen für Kinder und junge Erwachsene ist es genau das, was ich den Kindern beibringe. Sie lernen als erstes, sich selbst wahrzunehmen. Da sie permanent nur gelernt haben, sich hinter einer Maske zu verstecken und sich mit dem Außen abzulenken, ist das für viele sehr fremd. Sie spüren aber schnell, dass es unglaublich gut tut und öffnen sich dann selbstverständlich und freuen sich auch, endlich mal ehrlich sein zu dürfen. Die Masken, die wir tragen, um alles zu kontrollieren, sind eine Selbstmanipulation mit der wir auch andere unbewusst manipulieren, um in der Gesellschaft zu funktionieren. Das ist unglaublich anstrengend und funktioniert auch nur eine gewisse Zeit, denn irgendwann zeigt es sich entweder über unseren Körper, über unseren Gemütszustand oder im Außen, über andere, die uns unsere inneren Probleme spiegeln.

Wir müssen über unsere Ängste und unsere Wut sprechen, damit wir uns nicht mehr dafür unbewusst schämen. In dem Moment, wo wir zu unseren Schwächen stehen, geht es uns schlagartig besser, da wir nicht verurteilt werden. Es ist mutig und eine Stärke, dazu zu stehen und sollte ganz selbstverständlich für uns sein.

Kinder wollen uns vor unserem Schmerz schützen…

…indem sie lieb und nett sind und sich fast unsichtbar machen, wenn sie merken, dass die Mutter  oder der Vater total überfordert ist, auch wenn sie es dem Kind nicht direkt zeigen, spüren Kinder das schon anhand der Körpersprache, der Stimmung, etc.. Manche Kinder provozieren uns, damit wir endlich unsere ganze angestaute Wut und Ohnmacht rauslassen, und stellen sich dafür unbewusst zur Verfügung.

Sie halten vieles für uns aus, weil sie uns lieben und Angst um uns haben. Sie halten ihren Schmerz zurück, damit die Eltern nicht noch mehr belastet werden. Sie übernehmen dann die Verantwortung und sind „die Großen“ und die Eltern sind „die Kleinen“. Interessanterweise haben wir genau das Gleiche auch mit unseren Eltern gemacht und waren zum Teil genauso überfordert wie unsere Kinder jetzt mit uns überfordert sind.

„Um aus dieser Verdrehung und ständiger Weitergabe des Schmerzes herauszukommen, müssen Eltern lernen, Verantwortung für ihren eigenen Schmerz zu übernehmen und unsere Kinder müssen lernen, ihren Eltern ihren Schmerz zuzumuten und sich von der Verantwortung frei machen.“ Die Eltern können dann in ihre Würde kommen und ihr „erwachsenes Ich“ leben und die Kinder können endlich unbeschwerte Kinder sein.

Fehlgeburten, Abtreibungen und traumatische Geburten

Wenn eine Frau eines dieser o.g. Erlebnisse hatte, kann es auch die weiteren Kinder sehr stark beeinflussen. Bei Fehlgeburten und Abtreibungen führt der emotionale Schmerz der Mutter oft zu einer emotional blockierten Beziehung zu den weiteren Kindern, als wenn der Schmerz den Platz im Herzen der Mutter ausfüllt und sie dadurch kein anderes Kind mehr fühlen kann. Die Mutter kümmert sich dann zwar um die Kinder, aber sie ist nicht ganz frei und leicht in der liebevollen Beziehung zu ihnen. Die unbewusste Scham der Mutter führt dann mit der Zeit zu noch mehr Distanz zum Kind. Der weitere sehr wichtige Aspekt ist, dass ein Kind im Familiensystem fehlt. Das führt dazu, dass die Geschwister ein Gefühl von Verlust in sich tragen, obwohl sie oft gar nicht wissen, dass es vielleicht noch Geschwister gehabt hätte. Diese Kinder und später Erwachsene fühlen sich oft alleine und sind unbewusst auf der Suche nach dem, was fehlt. Über 70% der Menschen haben einen Zwilling gehabt, der meistens gleich am Anfang abgeht, ohne dass es selbst der Mutter auffällt. Aber sogar diese kurze Bindungszeit hat oft dramatische Folgen für die Geschwister. In meiner Arbeit decken wir viele solcher Fälle von verloren gegangenen Geschwistern auf. Der verdrängte Schmerz von dem Verlust ist oft so stark, dass die Klienten sich selbst wundern und dankbar sind, wenn sie endlich frei von dem Schmerz sind.

Körperliche oder psychische Spätfolgen

Die Geburt eines Kindes soll eines der schönsten Augenblicke des Lebens sein, doch oft  kommt es zu lebensbedrohlichen Katastrophen für Mutter und Kind. Im Mutterleib fängt das Kind bereits die Todesangst auf und hat Angst um sich selbst und die Mutter. Das kann dazu führen, dass das Kind unbewusst sogar noch als Erwachsener ein Teil seines Urvertrauens ins Leben und zu sich selbst verloren hat. Es schwingt sogar oft eine Scham mit, die das Kind gegenüber der Mutter hat, weil es die Mutter in diese Situation gebracht hat. Wenn man dann die Scham und diese Angst um das eigene Leben und das der Mutter löst, kann eine Ruhe und ein Vertrauen in den Menschen einfließen. Meine Kollegin Ilka Schneider kann mit ihrer Arbeit bereits bei den Babys, Kleinkindern und den jungen Eltern achtsam die Blockierungen aus dem System lösen, bevor es später zu körperlichen oder psychischen Spätfolgen kommt. Sie bietet auch Geburtsvorbereitungskurse für werdende Eltern an, um sie emotional und mental auf die bevorstehenden Veränderungen und die Geburt vorzubereiten.

Für alle anderen gibt es die offenen Lerngruppen mit der Phoenix 3-Schritt-Methode. Hier lernen Kinder und Erwachsene sich selbst wahrzunehmen, sich zu reflektieren und ihren emotionalen Schmerz zu lösen. Die Methode ist leicht erlernbar und auch zur Selbsthilfe anzuwenden.

„Alles, was wir annehmen geht – alles, was wir ablehnen bleibt“

Es grüßt Sie ganz herzlich, Ihre Pamela Bessel

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