Läuse und Milben – ein ungebetener Besuch

Es ist ein häufiges Thema in der Kinderarztpraxis: Hat mein Kind Läuse oder Krätze?

Sowohl Läuse als auch Krätze bezeichnet den Befall mit Parasiten. Das sind lebenden Organismen, die sich den Menschen als „Wirt“ aussuchen und von ihm profitieren. Im Falle der Kopfläuse (medizinisch Pediculosis capitis) handelt es sich um sehr kleine, mit bloßem Auge aber meist gut erkennbare flügellose Insekten. Die Erreger der Krätze (medizinisch Scabies) sind Milben aus der Familie der Spinnentiere. Diese sind mit bloßem Auge fast nicht erkennbar.

Läuse kommen in den besten Familien vor

Im Gegensatz zu weit verbreiteten Vorurteilen besteht bei beiden Erkrankungen unter den Bedingungen in Deutschland keine wesentliche Abhängigkeit der Erkrankungshäufigkeit vom sozialen Status. Nachdem beide Erreger nur mit dem Menschen zusammen lebensfähig sind, muss von einer gewissen ständigen Grundverbreitung ausgegangen werden. Insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen und natürlich auch in Familien mit engem Kontakt untereinander ist dann eine Weiterverbreitung möglich – überwiegend direkt von Mensch zu Mensch.

Läuse und Krätze sind gut behandelbar

Beide Erkrankungen sind insgesamt sehr gut behandelbar und im Normalfall ganz ungefährlich, wenn auch sehr lästig und unangenehm. Zu größerer Sorge besteht also insgesamt kein Anlaß.  Die Kopfläuse treten überwiegend bei Kindergarten- und Schulkindern auf. Die Übertragung erfolgt am ehesten durch direkten Kontakt („Köpfe zusammenstecken“), fraglich ist auch eine Übertragung durch Wäsche oder gemeinsam benutze Kopfbedeckungen möglich. Die Laus springt sicher nicht von Mensch zu Mensch, sondern muss direkt hinüberkrabbeln.

Darf mein Kind mit Läusen zur Schule oder in die Kita gehen?

Typischerweise fangen die Kinder dann im Verlauf an, sich immer wieder am Kopf zu kratzen. Bei ausführlicher Suche können dann meist auch die Läuse selbst auf dem Kopf gefunden werden, dies kann aber ziemlich zeitintensiv sein (Stunden). Die Kinderärzte haben sich daher darauf geeinigt, die Diagnose indirekt zu stellen und auch die Behandlung nach indirekten Kriterien zu beurteilen, was in Verbindung mit der medikamentösen Behandlung eine Ansteckungsgefahr dann ausschließt: Wir schauen nur nach den sogenannten „Nissen“. Dies sind die „Nester“ für die Eier der Laus, die an den Haaren angelegt werden, typischerweise vor allem im Nackenbereich. Die Behandlung ist mit verschiedenen Medikamenten möglich, die verordnet werden können. Die Behandlung sollte in jedem Fall nach ca. 8 Tagen wiederholt werden. Ein Schulbesuch/KiTa-Besuch ist aber normalerweise bereits am nächsten Tag wieder möglich, nachdem die Nissen komplett entfernt sind (mit Läusekamm): Diese Prozedur ist leider sehr mühsam und zeitaufwendig, je nach Befall ist hierfür auch eine Kürzung der Haare erforderlich. Der Kinderarzt bescheinigt dann kurzfristig die Nissenfreiheit, was in der Verbindung mit der medikamentösen Therapie dann für die Wiederzulassung in Gemeinschaftseinrichtungen ausreicht.

Die Krätze ist im Vergleich zu Läusen schwerer übertragbar

Wir gehen von der Notwendigkeit eines ziemlich engen Kontaktes aus, z.B. Benutzung des selben Bettes. Schon der Name der Krankheit weist auf das Hauptsymptom hin, nämlich ausgeprägten Juckreiz. Dieser tritt vor allem Nachts in der Bettwärme auf.  Befallen werden gerne Hautfalten der verschiedenen Körperregionen, hier zeigen sich dann auch die relativ typischen Hauterscheinungen: Die Milben bohren flache oberflächliche Gänge in der Haut, ihre Ausscheidungen führen gerne auch zu lokalen Entzündungsreaktionen. Therapeutisch stehen auch hier verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, die als Salben aufgebracht werden und bei konsequenter Anwendung durch Abtötung der Milben zu einer raschen Verbesserung führen. Eine Mitbehandlung von Kontaktpersonen ist zu überlegen.

Sowohl bei Laus- als auch Krätzebefall ist eine Umgebungssanierung wichtig

Textilien/Stofftiere usw. mit möglichem Befall sollten für einige Tage in Plastiksäcken verschlossen gelagert werden, dies überleben die Erreger nicht. Eine gründliche ergänzende Wäsche ist natürlich auch zu empfehlen. Übrigens: Zu beiden Erkrankungen gibt es sehr gute Artikel mit vielen weiteren Details bei Wikipedia.

 

Autor
Dr. med. Martin Bethge
Kinderarzt/Kinderkardiologe,
Gemeinschaftspraxis im Paracelsus Gesundheitszentrum,
Oberbüssauer Weg 6, 23560 Lübeck
Vater von zwei Kindern

 

© Sonia Berdullas Gonzalez/123rf

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