„Familienrat“ auf Augenhöhe

Netzwerke aktivieren und Kräfte frei setzen – das geht doch nicht… Oder?

Die Schule von Kim und Lena (Namen geändert) ist bereits vor etwas längerem auf die beiden Mädchen aufmerksam geworden. Häufig kommen sie in viel zu dünnen Klamotten zur Schule, ohne Schulbrot, die Haare nicht gekämmt. Lena ist in den letzten Wochen ein gutes Stück gewachsen, ihre Klamotten sind ihr deutlich zu kurz und immer häufig etwas dreckig. Auch Kim scheint immer weniger gepflegt.

Die Versuche der Lehrkräfte, mit der Mutter der beiden Mädchen über die Sorgen ins Gespräch zu kommen, sind bisher gescheitert. Frau M. bügelt alle Bedenken sofort ab, sie sei sehr gut in der Lage, sich um ihre Kinder zu kümmern, alles andere ginge niemanden etwas an. Für wen sich die Schule überhaupt halten würde…, sollten die doch mal ihr Leben führen müssen, bevor sie den Mund soweit aufreißen.

Die Lehrkräfte vermuten einen regelmäßigen Alkoholmissbrauch der Mutter und machen sich immer mehr Sorgen. Die Idee eines Familienrats war bereits zu einem früheren Zeitpunkt schon einmal aufgekommen. Aber alle an einem Tisch? Das kann doch gar nicht gut gehen, wenn Frau M. noch nicht einmal erkennt, dass sie Unterstützung nötig hat. Die Mama einer Freundin von Lena wagt schließlich den ersten Schritt und nimmt Kontakt mit dem Familienratsbüro auf.

Sehr schnell wird in der Vorbereitungsphase des Rates deutlich: Alle Beteiligten machen sich große Sorgen, sowohl um die Kinder als auch um die Mutter. Auch Frau M. macht sich Sorgen um ihre Kinder und Kim und Lena wiederrum um ihre Mutter. Aus Liebe zu ihr und aus Angst hatten sich jedoch auch die beiden bisher nicht getraut, ihre Sorgen offen zu benennen.

Alle haben das gleiche Ziel: dass es den dreien wieder besser geht!

Diese Erkenntnis sorgt für eine vorurteilsfreiere und offenere Stimmung. Das Tabuthema Alkohol kann ehrlich besprochen werden, und beim Familienrat wird ein Plan für die Therapie von Frau M. und das Wohl von Kim und Lena entwickelt, dank welchem alle Beteiligten aufatmen können! Frau M. ist erleichtert, dass sie nicht stigmatisiert wird und sie Unterstützung durch die Familie der Freundin erfährt.

Nur allzu häufig haben wir Menschen die Neigung, mehr in Unmöglichkeiten, als in Möglichkeiten zu denken. In der Vorbereitung eines Rates erleben wir dies häufig: Jemand hat eine Idee und verwirft diese sofort wieder, da ihm im gleichen Moment ein oder mehrere Punkte einfallen, die dagegen sprechen. 

Das berühmte Wort, ABER… 

Unsere Erfahrung zeigt: Es lohnt sich, an der ersten Idee einmal festzuhalten und genauer hinzuschauen. Häufig sind die vermeintlichen Hindernisse gar nicht so groß bzw. können neue und unerwartete Ergebnisse und Möglichkeiten entstehen, wenn man der Idee positiv denkend und ergebnisoffen eine Chance gibt!

Ist es nicht jedem schon einmal passiert?

Egal, wie sehr man sich bemüht, es gibt schwierige Situationen, in denen man einfach nicht weiterkommt und sich alleingelassen fühlt. Sei es, dass

  • sich um das Kind gesorgt wird,
  • der Alltag gerade eine Überforderung darstellt,
  • Schwierigkeiten in der Schule, Ausbildung, dem Beruf vorhanden sind,
  • oder, dass sogar eine Trennung bevorsteht …

Eine Lösung ist oft nah, der Familienrat bzw. Zukunftsrat bietet Hilfe auf Augenhöhe mit der Unterstützung nahestehender Personen und einem breiten Netzwerk. Unser*e Familien-/Zukunftskoordinator*in berät persönlich und neutral, ohne komplizierte Antragsformalitäten, kostenfrei für Alt & Jung.

Eine Initiative von: Wahlverwandtschaften Alt & Jung Lübeck e.V.
Projektleitung und Koordination: Claudia Bolte
Tel.: 0451-582 496 39
E-Mail: wahlverwandtschaften-luebeck@t-online.de

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